Die
Herrliche
See-VICTORIA,
Die von Ihr. Kön. Mayst. zu Schweden/
durch dero Herrn Reichs Admiraln Graff Carl Gustaff Wrangeln/ wieder die Holländer/ in dem Sund am 29. Octobr. statlich erhalten worden/ eigentlich vnd vnpartheyisch beschrieben.


NAchdem Jhr. Kön. Mayst durch verschiedene Relationes benachrichtiget/ vnd gleichsamb versichert werden wollen/ daß der Holländer bey so hohem Herbst für genom[m]ene fast ohn gemeine equipage vnd armatur vnterm Vorwand den König von Dennemarck von denen oppressien, wie es genennet/ zu liberiren, wieder die Cron Schweden angesehen/ haben dieselbe/ weil Jhnen zu einiger ruptur keine Vrsach gegeben/ vielmehr die noch nicht völlig adjoustirte Elbingische Tractaten so wol vnter der hand noch getrieben wurden/ als auch die deßfals von Seiten Holland nicht geratificirte Puncta der Erheblicheit nicht weren einen offentlichen Krieg zu reolviren/ solches zwar so eben nicht annehmen wollen/ Gleichwol aber weiln sie so viel vermerckt daß dieselben sie in dero desseings zu verhindern trachten wurden/ so haben Sie es so gar nicht auß der acht gelassen daß Sie vielmehr für gut befunden sich in solche postur zusetzen/ daß auff allen besorgenden Fall dero Stat fur Ihnen versichert sein könte/ derowegen Sie dero Herrn Reichs-Admiral Graff Carl Gustaff Wrangel gnädigst committiret, dero Reichs-Flota mit aller benötigten provision an genugsamer Mannschafft vnd anderer Zubehörunge vollenkommen zuversorgen/ welches von demselben/ mit gebührender Sorgfalt verrichtet/ wie dann Jhr Königl. Mayst selbst/ so weit es dero andere hohe Verrichtungen zu geben wollen/ Jhr sothane equipage eiffrigst angelegen seyn lassen/ Es kam darauff die Holländische Flota unterm Admiral Opdam starck 44. Orlog Schiffe und 6. Brenner/ nebenst verschiedenen Kauffardey Schiffen und vielem kleinen Fahrzeuge/ nachdem sie den 7. Octob, aus dem Vlie in See gangen/ den 26 ejusdem unter Seeland an/ und setzte sich anderthalbe Meile von Chronenburg/ wie es genennet wird an den Lappen/ folgenden 27. zohen sisich [!] eine Meile näher heran/ etwa eine halbe Meile disseits Kol an die Seelandische Seite ohnfern deß Königs Krug/ daselbst lagen Sie den 27. vnd 28. stille/ vnd schickten niemand ab/ der ihre Ankunfft etwa angetragen/ oder sonst eins oder ander genegotiiret oder gesuchet hette/ woraus wie Jhr feindseeliges Jntent gnugsamb erhellete/ so gaben Jhr. Kön. Mayst. auch dero H. Reichs-Admiral Graff Wrangeln Instruction, wie Er sich zu verhalten/ wann sie etwa per force den Sund zu passiren sich vnternehmen solten/ welcher darauff so fort an alle Officirer benöhtigte Ordre ertheilte/ vnd einen jeglichen seiner Ehr/ Plicht vnd Obligation damit er seinem Könige vnd Vatterland verbunden/ erinnerte/ mit diesem Anhange/ daß wer nicht Lust zu fechten hätte/ nur in zeiten weg gehen möchte. Den 29. nachdem etwa vmb Mitternacht der Wind auß dem Nordweste zimblich zu kühlen anfang/ vnd sie also verhofften mit solchem durchstehendem Winde durchzugehen wollen/ gab der Admiral Opdam Morgens etwa vmb 4. Vhr die Lösunge/ darauff ein jeglicher die Ancker liechtete/ so daß sie vmb 5. Vhr vnter Siegel waren/ vnd gieng der Admiral Witte Wittesen/ als welcher die Adventguarde führte/ mit seiner Squadron vorauß/ machte aber solche kleine Siegel/ daß Er die andern einwachten konte/ damit Sie also ingesambt durch dringen möchten/ Weil aber der starcke Wind gegen den Tag ziemlich nachließ/ war es etwa 8. Vhr/ ehe Sie unter Cronenburg advenciren könnten/ Darauff die Schwedische Lose von dem Castel mit losem Krante gegeben ward/ weil sie aber nicht antworten/ wurden sie mit gantzen und halben Cartaunen so wol von Cronenburg als der ander Seiten von Helsenburg begrüsset/ von welcher aber nicht sonderlich viel Schüsse traffen/ vnd ward darauff von Jhnen wiederumb starck Fewr gegeben. Jn dem Sie nun dergestalt zwischen beyden Castehlen sich durch arbeiteten/ kame die Reichs Flota auch vnter Siegel/ davon Heinrich Gerdsen die Erste/ deß Herrn Reichs-Admiraln Excellentz die Andere/ und Herr Bielkenstern die dritte Squadron/ Herr Gustaff Wrangel aber die Reserve führten/ giengen den Holländern entgegen/ vnd bemüheten sich den Loef von jhnen zu nehmen/ Welches zwar allerdings bey so starckem Strohm vnd contrari Winde sich nicht vollkommen wolte thun lassen/ Gleichwol aber so viel darmit außgerichtet ward/ daß sie mehrertheils vnterwarts bey Croneburg oder Helsingör durchstechen müsten/ Als sie nun etwa gegen den Poinct der Cronenburgischen Bollwercke waren/ gieng der Herr Reichs-Admiral Graff Wrangel/ auff dem Schiff Victoria mit seinem Squadron auff sie loß/ rencontrirte so fort den Witte Wittensen/ führend das Schiff Brederood/ gab demselben ein solche Lage/ daß dem Ansehen nach von der ersten Canonade sich derselbe gleichsamb beugete/ kam jhm in deme dieser mit seiner Lage antwortete in dem Rauch so nahe/ daß Er mit Mußqueten auff seine Leute Salve geben liesse/ vnd dabenebenst Ihm zu abordiren befohle. Jndem aber der General Opdam demselben zu secundiren eilete/ sonst auch Witte Wittensen mit dem Schiff wendete vnd sich für das Enteren so viel möglich hütete/ entgieng Er zwar dem H. Reichs-Admiral/ es empsteng ihn aber H. Bielkenstern/ vnnd [!] wie Er durch den Reichs-Admiral schon zimlich in Confusion gebracht/ gab derselbe Jhm beyde Lagen/ legte Jhm an Boord/ enterte vnd trieb jhn gegen die Ziegelscheune biß auff 4. Fadem an Land/ übermeisterte jhn endlich vnd ließ was in Armis befunden ward/ niederhawen/ so daß nebenst Jhm dem Admiral welcher an der Hüfft tödtlich verwundet/ ohne die Todten 150. gesunde Gefangne/ vnd 60 blessiret/ auffgebracht wurden. Der Wittesen starb anderhalb Stunde hernach/ vnn das Schiff Brederod sanck vnter der vnserigen Hände. Er für sein Persohn wehrete sich biß auffsletzte/ vnd wie die vnserigen schon Meister vom Schiffe waren/ vnd Er wegen der blessure auffrecht nicht mehr stehen könte/ saß Er mit dem blossen Degen auff den Knien/ rieff endlich ob dann kein Quartier bey den Schweden were? Vnd wie Jhm zugetuffen ward/ daß Er den Degen von sich geben vnd Quartier haben solte/ zween Mußquetierer auch denselben von Jhm nehmen wolten/ vermeigerte Er jhn weg zu geben/ sagend Er hätte ihn nunmehr 30. Jahr fürs Vatterland geführet/ So möchte Er jhn auch nicht gerne resigniren in die Hände gemeine Mußquetirer/ derohalben zwey Capitain zutraten/ nahmen Jhn an vnd den Degen von jhm. Mitlerweile gerieth der Herr Reichs Admiral an den Opdam welcher das Schiff Josua führet/ gab ihm beyde Lagen/ richtete Jhn so zu/ daß Er die vnterste Porten müste zumachen lassen/ empsteng eine wieder/ legte jhm darauff an Bord/ ließ mit Mußqueten verschiedene Salven in sein Volck/ welches zimblich häuffig stunde/ geben/ vnnd beginnete ihn zu enteren/ derowegen 6 Holländer/ weil sie Jhren Admiral in einer solchen Noth sahen jhn secundirten vnd Ihn an allen Orten vnd Enden befochten/ welcher sie aber Männlich abtrieb/ vnd drey gantzer viertel Stunde ohne Entfatz alleine zu defendiren genötigt ward biß jhn endlich H. Bielkenstern secundirte/ gleichwol aber ward demselben sein Wand nebst der Moysan [?]/ den Ruder vnd andere Gereitschafft dergestalt weggeschossen daß das Schiff nicht mehr regieret werden könte/ sondern ohnbeweglich llegen müste/ dadurch der Opdam zwar salviret/ zwey seiner Secunden aber in Grund geschossen wurden/ Es wehrte aber solche Fremde nicht lange/ sondern der Herr Opdam gerieth an Vnßre Amharante vnd Nordsten/ welche jhn dergestalt handthirten daß der Gefangenen Anssage nach 57. Todte 24. an Arm vnd Beinen gelahmet/ vnd sonst 60. andere Gequetschte in seinm Schiff befunden/ das Schiff auch gantz Reedeloß geschossen/ vnd schon mit acht Fuß Wasser angefüllet gewesen. Auff deß Herrn Opdams Schiff ward ein Officierer angethan mit granen Kleidern so besetzt mit silbern Schnüren vnd Knöpffen/ welcher mit blossen Degen commendirte/ an dem Mastbaume durch vnser Mußquetierer tode geschossen/ vnd weil Herr Opdam dem Bericht nach also soll bekleidet gewesen seyn/ vnd sonst nicht zu mercken gewesen/ daß jemand mehr auff selben Schiffe sich des Commando angenommen/ ist außgegeben/ daß Er selber todt wäre/ welches annoch im zweiffel/ der H. Reichs-Admiral welcher weil Er in ze_t_n nicht secundiret/ von J. Kön. Mayst. selbst schon für verlohren gehalten. Jm mitterst als die Principalisten dergestalt in action waren/ feirten die andern Cavallier H. Vice-Admiral Gustaff Wrangel/ vnd Heinrich Gerdson auch nicht/ sondern es that ein jeglicher sein bestes/ so daß die Holländer endlich in grosser confusion die Vorflucht zuer greiffen gezwungen/ jedoch aber von angeregtem Hn. Gustaff Wrangeln die Jnsul Ween vorbey/ biß auf das Dänische renfort convoyret/ vnd verfolget wurden. Sonderlich war zumercken daß wie der Opdam vnd Wittesen bey seite gethan/ den andern der Muth gantzen fiel/ wie dann die Schwedische Crohn die gantze Holländische Flotta durch vnd durch gieng/ vnnd jhren Feind suchte/ aber nicht finden konte. Die Holländer/ welchen sie ankommen konten/ nahmen eine Lage etliche verlieb/ bedanckten sich im übrigen aller ferner Ehr/ giengen durch/ vnd begehrten sich nicht mit jhr zu engagiren. Jn diesem blutigen Gefecht seind Schwedischer Seithen so gesuncken als geblieben der Nordstern/ der Dänische Pelican/ vnd der Leopard. Von hohen Officirern ist niemand geblieben/ auch nur drey Capitaine vnd wenig Gemeine. Der Herr Reichs Admiral hat zehen Todten auffgehabt/ darunter drey Trompetter/ Er selbst ist an dem Häupt mit einem Splitter ein wenig geschrammet/ der Oberst Versen aber welcher auff selbigem Schiffe mit gefochten/ ist am Kovff zimlich gefährlich verwundet/ vnd der Admiral Gerdson durch die lincke Achsel geschossen. Gefangene seind etwa 150. zu Coppenhagen auff gebracht. Dahin gegen seind von den Holländern 3. Schiffe verbrandt/ 4. gesuncken/ vnd 2. an Strand gejagt/ darunter Brederod vnd Breda. Der Admiral Witte Wittesen vnd viele mehr Personen von qualitet seynd todt/ sehr viele blessirt/ vnd über 400 gefangen/ sie missen über 1000. Mann/ indem der gantze Entfaß welcher in Coppenhagen gebracht/ nicht 800. Mann befunden. Von jhren Brennern weil sie zeitig angebracht/ hat kein operiret/ nur daß sie eins jhrer eigenen Schiffe damit verbrand. Vnd müssen die Gefangene bekennen/ daß sie mit Türcken/ Saracenen/ Portugiesen/ Spaniern/ vnd Englischen gefochten/ aber auff die Arth wären sie nicht angeführet/ lassen sich verlauten/ es wäre mit den Schweden kein raisonabel sondern ein Mordgefecht/ es gebühre sich Quartier zu geben/ wanns begehrt würde/ welches die Schweden nicht observiret/ es wurde wohl niemand sich zum Gefecht disponiren lassen/ ehe vnd bevor ein gewisser Vergleich getroffen/ wie es mit dem Quartier zu suchen vnnd zu empfangen solte zu halten sevn. Wie sich dann solches auch in der That erwiesen/ dann nach dem sich vnsere Flotta vmb gereparirt zu werden in den Haven nach Landes Crohn gezogen/ haben sie sich zwar wieder präsentirt/ aber ohngeachtet das Dähnische renfort bey jhnen gewesen/ doch nicht anbeissen dörffen. Fünff Dähnische grosse Schiffe besetzt mit Holländischem Volck/ darunter/ die Dreyfaltigkeit undHannibal/ haben vnsere Amharante rencontrirt/ vnnd etliche Stunde mit jhm gefochten/ haben jhr aber nicht an Bord legen wollen/ wie sie dann so bald sie jhr nur ein wenig auff die Nahe gekommen/ dergestalt von jhr begrüsset/ daß sie dieselbe verlassen müssen/ Sie haben zwar versucht mit Böthen Sie zubesteigen/ Sie hat sie aber so bewillkommet daß sie von jhr weichen müssen/ sie aber ist in jhrem conspect den Haven eingesiegelt. Vnd weil vnter den angeregten Schiffen nur 21. Holländer gefunden/ ist leicht abzunehmen/ wie der Rest außsehen muß. Unsere Leuthe sambt vnd sonders vom grossen vnd kleinen/ haben jhre devoir wie ehrliche Luthe [!] gethan/ vnd wie von der Holländer dexteritet vnd Erfahrenheit zur See für andern Nationen biß daher sehr viele Geplär gewesen/ bey diesem Combat aber grosser Lust vorzufliegen als zu Fechten von ihnen könn verspühret/ So kommen sie weiter in keine sonderbahre consideration, wünschen föderlichste Gelegenheit zu haben mit jhnen in raumer See in action zu treten/ seynd auch versichert/ daß die Holländer vnd Dähnen selbst/ dafern sie nur von sich erlangen können/ ohne passion von der Sach præjudiciren/ werden bekennen müssen daß sie sehr eingebüsset/ vnd wenn sie nicht den Dänischen renfort für sich gefunden/ sie die See gantz vnnd gar hätten quitiren müssen. Die Coopfardey Schiffe hätten mehrentheils von den Vnserigen angepacket werden können/ weil aber Jhr Kön. Mayst sehr hart verbotten vmb dadurch nicht am Gefecht behindert zu werden/ dieselbe anzutasten/ haben sie selbe wieder jhren Willen müssen passiren lassen/ werden aber schon bey anderweiten occasion solch dimittertes lucrum einzuholen sich angelegen seyn lassen.

E N D E.


Die Herzliche See-VICTORIA, Die von Ihr. Kön. Mayst. zu Schweden/ durch dero Herzn reichs Admiraln Graff Carl Gustaff Wrangeln/ wieder die Holländer/ in dem Sund am 29. Octobr. stalich erhalten worden/ eigentlich vnd vnpartheyisch beschrieben.
[np], [1658]. 4to, [4] pp.

Transcribed by Lars Bruzelius.


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